Joe Sacco
Comics Journalist
24.4.2016
Der in Amerika lebende maltesische Journalist und Zeichner Joe Sacco (*1960) hat das Genre der gezeichneten Reportage wiederbelebt, weiterentwickelt und perfektioniert – er gilt als der weltweit bedeutendste Vertreter des «Comics Journalism». Seine Comics aus Krisengebieten gewähren einen vertieften Einblick in Regionen der Welt, in denen Ausgrenzung, Hass, Verfolgung und Krieg an der Tagesordnung waren oder noch sind. Sie verleihen Menschen, die unter gewaltsamen Konflikten leiden, eine Stimme und ermöglichen Verständnis und Anteilnahme. Der kritische und differenzierte Ansatz und der unbedingte Qualitätsanspruch dieser Reportagen haben dem Comic neue Impulse gegeben und dessen Publikum erweitert. Saccos Comicreportagen nähren sich vor allem aus Gesprächen vor Ort, aber auch aus intensiven Recherchen, Skizzen und Fotos. Der Künstler entwickelt aus Aussagen und Zeugnissen einen Erzählstrang und übersetzt diesen in Bilder, die er mit dem Text verwebt und in eine stimmige Balance bringt. Als Zeichner arbeitet Sacco fast immer schwarz-weiss, die in klaren Linien gehaltenen Figuren sind leicht stilisiert, seine Hintergründe gestaltet er meist realistischer. Das Cartoonmuseum Basel zeigt mit über 150 Originalen erstmals in Europa einen Querschnitt durch das Werk dieses u. a. mit dem American Book Award, dem Eisner Award und der Guggenheim Fellowship ausgezeichneten Ausnahmekünstlers – von den autobiografischen und politischen Anfängen über die bekannten Comicreportagen «Palästina», «Bosnien» und «Gaza» bis hin zu neuesten, satirischen Arbeiten. Ein Highlight sind Originale aus einem wortlosen und berührenden Panorama zur Schlacht an der Somme im Ersten Weltkrieg, das 2014 erschienen ist.
Kuratorin: Anette Gehrig